Cannabis im Straßenverkehr: Das musst du wissen
Konsum und Straßenverkehr
Seit der Legalisierung von Cannabis in Deutschland stellen sich viele die gleiche Frage: Ist nach dem Konsum noch eine sichere Fahrt möglich oder bleibt das Auto besser stehen? Ob zur medizinischen Behandlung oder aus Genuss, im Straßenverkehr gelten klare Regeln. Wer sie kennt, fährt nicht nur sicherer, sondern vermeidet auch unangenehme Überraschungen.
Rechtslage 2025 – THC-Grenzwert und Sonderregeln
Seit dem 22. August 2024 gilt in Deutschland ein gesetzlicher Grenzwert von 3,5 Nanogramm THC pro Milliliter Blutserum. Das entspricht ungefähr der Wirkung von 0,2 Promille Alkohol spürbar, aber eher weit entfernt von ausgelassen. Wird dieser Wert überschritten, handelt es sich um eine Ordnungswidrigkeit, auch wenn man sich subjektiv völlig fahrtüchtig fühlt.
Sonderregeln:
- Fahranfänger:innen und alle unter 21 Jahren unterliegen einer Null-Toleranz-Regel.
- Mischkonsum mit Alkohol kann auch unterhalb der Einzelgrenzwerte zu empfindlichen Strafen führen.
Strafen, Fahrverbot und MPU
Bei einer Überschreitung des Grenzwerts drohen:
- 500 € Bußgeld
- 2 Punkte in Flensburg
- 1 Monat Fahrverbot
Beim zweiten Verstoß verdoppelt sich das Bußgeld, beim dritten ist eine medizinisch-psychologische Untersuchung fast unausweichlich. Die Kombination von Cannabis und Alkohol verschlechtert die Aussichten in dramatischer Weise .
THC-Nachweisbarkeit im Körper
Die Dauer der Nachweisbarkeit hängt von der Häufigkeit und Menge des Konsums sowie von individuellen Faktoren ab:
- Blut: aktives THC meist unter 24 Stunden, Abbauprodukte 2–3 Tage
- Urin: bei gelegentlichem Konsum 2–4 Tage, bei regelmäßigem Konsum bis zu 6 Wochen
- Speichel: ähnlich wie Blut, meist 12–24 Stunden
- Haar: unter Umständen mehrere Monate – der wohl hartnäckigste Erinnerungsspeicher des Körpers
🔗 Mehr lesen: „THC im Blut, Urin und Haar – Wie lange nachweisbar?“
Polizeikontrolle – Ablauf und Verhalten
Eine Kontrolle beginnt oft mit allgemeinen Fragen. Fällt etwas auf, kann ein Speicheltest folgen. Bei positivem Ergebnis ist die Blutprobe fast sicher und zwar nicht als nette Einladung, sondern als Pflichtprogramm.
Deine Rechte:
- Es ist keine Pflicht, Angaben zur Konsumzeit oder Menge zu machen. Tipp: Stille ist eine äußerst unterschätzte Kommunikationsform.
- Ruhig und höflich bleiben und nicht, weil es Pflicht ist, sondern weil es die Situation selten verschlechtert.
- Kein Widerstand! Der bringt rechtlich keinen Vorteil und erhöht das Risiko, den Tag im Wartebereich einer Polizeiwache zu beenden.
Darf man als Cannabispatient Auto fahren?
Tipps für Patient:innen mit ärztlicher Cannabisverordnung
Für medizinisch verordnete Anwendungen gilt das Arzneimittelprivileg: Wer Cannabis bestimmungsgemäß einnimmt und fahrtüchtig ist, kann auch mit einem THC-Wert von 3,5 Nanogramm oder mehr im Blutserum am Straßenverkehr teilnehmen, ohne eine Ordnungswidrigkeit zu begehen.
Das ist wichtig:
- Fahrtüchtigkeit geht vor: Wer Anzeichen von Benommenheit spürt, sollte auf das Fahren verzichten.
- Dokumente mitführen: Eine ärztliche Verschreibung oder Bescheinigung kann Missverständnisse vermeiden.
- Therapie einhalten: Änderungen ohne ärztliche Rücksprache können das Privileg gefährden.
- Führerscheinstelle kann prüfen: Auch ohne Ordnungswidrigkeit ist eine Eignungsprüfung möglich.
- Kein Alkohol dazu: Die Kombination ist weder verkehrssicher noch rechtlich unproblematisch.
Fazit
Cannabis am Steuer ist keine Bagatelle. Der Grenzwert von 3,5 Nanogramm THC ist vergleichbar mit rund 0,2 Promille Alkohol (nur zur Orientierung). Wer umsichtig handelt, schützt sich, andere und den eigenen Führerschein und fährt am Ende mit deutlich mehr Gelassenheit durchs Leben. Also im Zweifel das Auto lieber stehen lassen.